Ausstellung „Out of the blue“ von Marilena Faraci im Frankfurter Künstlerclub
Es gibt Bilder, die sofort zu einem sprechen. Die auf dieser einen bestimmten Welle funken, die auf erstaunliche Weise direkt bei einem ankommt. „Out of the blue“ heißt die aktuelle Ausstellung von Marilena Faraci im Frankfurter Künstlerclub – und man muss den Titel gar nicht kennen, um die einzige Richtung der Bilder zu spüren: heraus, heraus. Aus der Kraft, aus der Mitte, ganz egal wohin, nur hinaus.
Free-Jazzerin der Farben
Sie habe improvisieren wollen, sagt Marilena in unserem Gespräch, „so wie Musiker beim Free Jazz“. Einfach loslegen, sich treiben lassen, die Farben – Ölfarben auf Papier und Bitumen – ihren eigenen Weg finden lassen. Auf Ordnung und starre Vorgaben verzichten, Freiheit für die Farben. So organisch wirken die Bilder heute auch, so lebendig, ja, nachgerade authentisch.
In den Hauptrollen: Blau und Grün und Gelb
Klare Motive, Dingliches findet man nicht in Milenas Bildern, oder vielleicht nur, wenn man genau schaut, eigenes hineinliest. Stattdessen: sich windende, bewegende, entwickelnde Farben: sich ausbreitendes Rot (Titel: „Spreading Red“), präsente Blaus, ja ganz recht, Blaus, Plural, denn warum soll es immer ein Blau alleine geben („Compositions of Blues“, Öl auf Bitumen, und sieht hier noch jemand außer mir ein schönes bluesiges Wortspiel?)? Und ein Gelb, das sich aus dem Grün und Blau hervorwölbt, Raum einnimmt, sich behauptet („The yellow in the green“, Öl auf Papier). Viel los auf den Bildern der Frankfurter Künstlerin. Einzig ein paar eingezogene Linien hier und dort (die den Bildern sofort einen Miró-Touch geben – „warum auch nicht“, sagt Marilena, „Künstler beeinflussten sich schon immer gegenseitig“) bemühen sich um etwas Struktur.
Hoffnung in Corona-Zeiten
In ihrem aktuellen Schaffen, sagt die gebürtige Italienerin, gab es eine Zeit vor und eine Zeit nach dem Corona-Ausbruch (und das werden wir doch sicher noch oft hören und lesen, oder?). Als das Virus sich in der Welt verbreitete, waren die vom Blau beherrschten Bilder schon fertiggestellt, nur die Titel fehlten noch. Marilena aber stellte sich noch einmal vor die Leinwand, malte weiter, ließ viel Grün in ihre neu entstehenden Bilder. „Vielleicht war das eine Rückkehr zum Elementaren, Natürlichen“, überlegt sie laut. „Auf alle Fälle aber sollen die Bilder Hoffnung ausdrücken.“ Der Titel der Ausstellung spiele ebenfalls auf den Corona-Ausbruch an: „Out of the Blue“ habe er uns erwischt, wie aus dem Nichts.
Schluss mit „ohne Titel“
Seit Beginn der Neunziger Jahre ist Marilena, die in Frankfurt Kunst und Psychologie studierte, künstlerisch aktiv, hatte Ausstellungen in Frankfurt, Offenbach, aber auch in Neapel, Triest und Mailand. Worauf sie stets verzichtete, waren Bildertitel. Das hat sich mit dieser Ausstellung nun erstmals geändert. „Blue in the Nature“, heißt etwa ein Bild oder „The Deep in the Blue“. Ein weiteres hat sie „The Nature explodes“ genannt – heraus, heraus also, mit Kraft. Hier und da wagt sie in den Titeln sogar – neben allem Abstrakten – die Spur einer Motivisierung: „Blauer Schmetterling“, heißt es da plötzlich und: „Luftschloss“.
Warum nun all die Benennungen? „Ach weißt Du“, sagt sie, „es wurde Zeit, dass ich meine Bilder auch mal ordentlich voneinander unterscheiden kann.“ Ein bisschen Ordnung braucht dann eben doch die free-jazzigste Künstlerin.
Weitere Informationen:
Ausstellung „Out of the blue“: vom 21. Mai bis 21. Juni 2020 im Frankfurter Künstlerclub/Nebbiensches Gartenhaus. (Das ist dieses bezaubernde Häuschen hier in der Bockenheimer Anlage — also der Grünanlage am Cityring, etwa zwischen Eschenheimer Turm und „Welle“.)
Weitere Informationen über Marilena Faraci und ihre Arbeiten gibt es auf ihrer Website unter: marilena-faraci.de
17. Juli 2020 um 17:36 Uhr
Liebe Rommelly! Sehe gehst erst den wunderbaren Artikel über mich! Dafür wollte ich Dir sehr danken! Und liebe Grüße an Simone!
Bis hoffentlich bald!
Marilena