Dieses Jahr möchte ich mich hineinwerfen. Ins vorweihnachtliche, duftende, sanft-leuchtende, klingende Treiben. Mal festlich, mal köstlich, mal besinnlich. Vielleicht auch hin und wieder kitschig. Immer aber: stimmungsvoll.
Wer Frankfurt nicht kennt, denkt vielleicht: Banken, Hochhäuser, Techno, Apfelwein. Kann da Weihnachtsstimmung aufkommen? Kann ein Weihnachtsmädchen, wie ich es bin, hier glücklich sein in diesen besonderen Wochen des Jahres? Aber ja!
Sicher, im Deutsche Bank Park haben sie letztes und vorletztes Jahr die LED-Strahler angeworfen, als gäb’s kein Morgen (das „schönste Lichtspektakel in Hessen” sollte der Christmas Garden angeblich sein, ich sah auf den Fotos nur: kaltes Leuchten, Eventatmosphäre, Weihnacht-auf-Teufel-komm-raus). Und klar, da gibt es den großen, trubeligen Weihnachtsmarkt am Römer, die Buden am Goetheplatz und Rossmarkt, den rosa Weihnachtsmarkt am Friedrich-Stoltze-Platz, alles gut, alles wird mal besucht im Laufe dieser Wochen.
Doch es gibt auch andere entdeckungswürdige Veranstaltungen und Gelegenheiten zum Weihnachtsschnuppern in Frankfurt. Um die soll es hier nun gehen.
Zum Einstimmen auf den Advent
Noch ist nicht Advent, noch macht er seinem Namen („Adventus“ = Ankunft — da kommt also etwas, wartet nur ab, geduldet Euch noch etwas, aber bald, aber bald ist es soweit…) alle Ehre, hält uns in froher Erwartungshaltung. Doch wir können die Zeit nutzen. Unseren Vorrat an Kerzen aufstocken, die ersten Spekulatius- und Dominosteine horten (jetzt, Ende November, ist es auch nicht mehr peinlich, damit an der Rewe-Kasse zu stehen, und: wer braucht da noch Dubai-Schokolade??) und rausgehen… – siehe hier:
Adventskranz basteln – unter fachlicher Anleitung
Ich geb’s zu: Ich bin in Sachen Adventskranz eher spartanisch unterwegs. Hole mir drei, vier Tannenzweige, drapiere Fichten- und Kiefernzapfen darauf, setze behutsam eine dicke (rote oder weiße) Kerze auf die Zweige, hoffe auf die Kraft der Statik, mein Glück und meine Haftpflichtversicherung. Noch ist nie was passiert. Und es ist schön, stimmungsvoll, riecht gut.
Oder doch mal was anderes? Etwas mehr Style, vor allem: die eigene Kreativität mehr ausspielen? In Frankfurt bieten Blumenläden Workshops an, in denen man lernen kann, selbst einen Adventskranz zu binden und zu dekorieren. Hab ich neulich entdeckt, kommt direkt auf diese Liste hier. Die typischen weihnachtlichen Materialien und Deko-Details stehen vor Ort bereit, die Floristen helfen und unterstützen. Und: Die Bastler dürfen ihre Kreationen anschließend mit nach Hause nehmen. „Mitnahmegarantie“, nennen die Veranstalter das. Muss dann halt nur noch schön werden. Aber wird schon. Schönheit liegt ja auch im Auge des (weihnachtlich ordentlich vorgestimmten) Betrachters.
Hier gibt es weitere Informationen (reine Serviceinfo, keine Werbung, kein Anspruch auf Vollständigkeit):
In der Fressgass’: https://shop-meister-group.com/collections/blumen-workshop-floristik-kurs/products/advent-blumen-workshop-einzelanmeldung
In Sachsenhausen: https://www.blumenlaube.eu/floral-workshops/new-workshop/
Größer die Glocken nie läuten: Das große Stadtgeläut
Gibt so Sachen, die Menschen auch nach Jahrzehnten in ihrer Stadt noch nicht gemacht, noch nicht erlebt haben. Münchener, die noch nie auf dem Oktoberfest waren, Hamburger, die noch nie auf ner Elbfähre standen. Was mich betrifft: Ich war doch tatsächlich noch nie oben auf dem Frankfurter Dom (was ich aber bald nachholen möchte). Und: Ich habe noch nie das „Große Frankfurter Stadtgeläut“ gehört. Was schade ist – und ich dieses Jahr ändern werde.
Am 30. November, dem Samstag vor dem 1. Advent also, erklingen gegen 16.30 Uhr die 50 Glocken der zehn Frankfurter Innenstadtkirchen – und läuten damit die Adventszeit ein. Eine halbe Stunde lang. Wenn ich das richtig verstehe, läuft das in Kaskaden ab: Den Auftakt machen die Glocken der Paulskirche, dann stimmen andere Kirchen mit ein. Am Ende ist dann das Geläute der Domglocke zu hören, der sogenannten „Gloriosa“ — ein Schwergewicht (12.000 Kilogramm) und die zweitgrößte Glocke Deutschlands. (Und ja, der Dom steht so was von auf meiner Liste.)
Jetzt ist er endlich da, der Advent
Der finnische Weihnachtsbasar
Ach, wie hübsch! Schon letztes Jahr habe ich in der finnischen Gemeinde am Dornbusch reingeschaut, einfach mal so aus Neugier, und fand es entzückend: Es gab finnische Stullen und Kuchen (zum Gleichessen), selbstgemachte Marmelade aus finnischen Waldblaubeeren (zum Mitnehmen und Späteressen), Handgestricktes, Handgebackenes, finnisch-sprachige Bücher, selbstgenähte Stoffbeutelchen für 5 Euro und Marimekko-Stoffbeutelchen für, okaaay, 27 Euro.
Ein kunterbuntes Allerlei, in fröhlich-familiärer Flohmarkt-Atmosphäre. Das Feinste: Hier wie dort hörte ich finnische Ausdrücke, wurde sich munter auf finnisch (ich nehme es einfach mal an, warum sollten sie nun portugiesisch oder bulgarisch sprechen?) begrüßt. Eine kleine vorweihnachtliche Skandinavienreise war das. Eine viel zu kurze, denn ich hatte nicht viel Zeit. Dieses Jahr werde ich noch einmal mit mehr Ruhe herkommen. Vorher nochmal diesen Artikel lesen, der viel verrät über die finnische Gemeinde in Frankfurt. Und bis dahin ein paar Vokabeln lernen. „Hyvää joulua” natürlich, „mustikoita”, oder auch: Miksi laukku on niin kallis? Vor allem aber: kaunista täällä!
Wo? Dornbuschkirche, Carl-Goerdeler-Str. 1, Frankfurt am Main
Wann? Am 1. Adventswochenende, also: Samstag, 30. November 2024, 11-18 Uhr und Sonntag, 1. Dezember 2024, 11-16 Uhr
Weihnachtsbasar, die zweite
Und wem der kleine finnische Markt am ersten Adventswochenende nicht reicht, kann gleich eine Woche später zum nächsten pilgern: Traditionell am zweiten Advent findet auf dem Glauburgplatz der Weihnachtsbasar des Vereinsring Nordend statt.
Mitglieder des Stadtteilvereins präsentieren sich hier an Ständen und Buden, backen Stockbrot am offenen Feuer, bieten Waffeln und Suppe an, schenken den obligatorischen Glühwein ein. Sogar Zimteis und Germknödel soll es geben, habe ich gehört. Da muss ich hin.
Wo? Glauburgplatz, Frankfurt am Main
Wann? Am 2. Adventssonntag, also: Sonntag, 8. Dezember 2024, 13-19 Uhr
Light my fire: Musikalisches Luciafest
Wer sich dann nach der vollen musikalischen Adventsladung sehnt und dazu wieder etwas Skandi-Luft schnuppern möchte, der gehe bitte am 7. Dezember, nachmittags, ins Dominikanerkloster, genauer: in die Heiliggeistkirche. Hier gibt es ein Weihnachtskonzert des Frankfurter a-capella-Chors „Svensk Ton”, das sich, wie der Chor selber schreibt, um die schwedische Lucia-Zeremonie dreht. Es wird sogar eine Lichterkönigin – ganz traditionell mit Krone aus leuchtenden Kerzen auf dem Kopf – zusammen mit „ihrem Gefolge“ durch die Reihen der abgedunkelten Kirche ziehen. Das sollte man sich doch wirklich mal angucken.
Und das musikalische Programm? Hat diesmal den Frieden zum Thema, schreiben die Veranstalter auf ihrer Website: „Von der Familie bis zum großen Weltgeschehen: Konflikte überall!“ Umso mehr will der Chor die Friedensbotschaft in den Mittelpunkt stellen, etwa mit Melodien auf den Text „Peace I leave with you“. Ebenfalls im Programm: das in den USA sehr populäre „Ring, Christmas Bells“, eine Melodie, die ursprünglich aus der Ukraine stammt. Diesmal soll es mit dem ursprünglichem ukrainischen Text gesungen werden.
Eine frostige Angelegenheit? Nicht dieses Jahr, bestimmt nicht!
Und noch eine Botschaft hat der Chor an alle, die bereits in den vergangenen Jahren beim Lucia-Konzert waren — und frieren mussten: Einmal musste Heizenergie gespart werden, ein weiteres Mal war die Heizung einfach defekt. „Bitte halten Sie uns die Treue; die Heizung kann ja nicht jedes Jahr kaputt sein!“, schreiben die Veranstalter. Ach, und falls doch, singen wir uns alle warm.
Wo? Heiliggeistkirche, Dominikanerkloster, Börneplatz, Frankfurt am Main
Wann? Am Samstag, 7. Dezember 2024, 16.30 Uhr
Baumhoch: The Singing Christmastree
Einen Klassiker will ich nicht unerwähnt lassen: den singenden Weihnachtsbaum nämlich. So etwas gibt es? Aber ja! Seit vielen Jahren schon! ChorsängerInnen, gruppiert zu einem Christmastree — die Idee stammt aus dem Amerika der 1950er Jahre. In Deutschland ist der German-American-Choir der – nach eigenen Angaben – einzige Chor, der diese Idee aufgreift, 64 seiner ChorsängerInnen für Weihnachtskonzerte zu einem Baum formiert, knapp sieben Meter hoch, und ja, ganz oben schwebt sogar ein Weihnachtsengel. Ich habe es in all den Jahren noch nicht geschafft, mir diese Besonderheit einmal anzuschauen, und, wichtiger noch: anzuhören, weiß aber von gut unterrichteten Freunden, dass es eine wunderschöne Veranstaltung und ein Augen-/Ohrenschmaus ist. Vielleicht bekomme ich es dieses Jahr hin, Termine stehen ja – rund um das zweite Adventswochenende – genug zur Auswahl:
Freitag/Samstag/Sonntag, 6.,7.,8. Dezember, jeweils ein Konzert von 17 Uhr bis 18.30 sowie von 19.30 Uhr bis 21 Uhr; Montag, 9. Dezember, 19 bis 20.30 Uhr
Singet (selbst), oh Ihr Fröhlichen!
Wer nun lieber selber singen möchte – so um die Weihnachtszeit ergreift es einen ja manchmal und man möchte sie hinausposaunen, die Halleluja- und Jingle-jingle- und Jauchzet-frohlocket-Melodien –, der kann täglich (vom 30.11. bis 21.12.) um 19.30 Uhr in der Liebfrauenkirche (das ist die zwischen Hauptwache und Liebfrauenberg) hineinschauen. Hier gibt es ein offenes, ökumenisches, halbstündiges Adventsliedersingen, gemeinsam mit Chören der Region, der Eintritt ist frei.
Schön ist es auch immer wieder zum gleichen Anlass in der Alten Nikolaikirche: Auch hier wird, wenn auch in kleinerer Taktung, gemeinsam Weihnachtliches gesungen: jeden Mittwochabend im Advent, 17 Uhr, geht es hier los. Gesangsbücher mit Texten werden einem in die Hand gedrückt, man darf sich sogar Lieder wünschen. Ich lieb’s.
…verliefen sich im Wald und explodieren vor Glück – zwei Frankfurter Opern fürs Weihnachtsfeeling
Der Klassiker zu Weihnachten in der Oper? „Hänsel und Gretel“, klar. Das Stück von Engelbert Humperdinck (und seiner Schwester) gehört auch zum Repertoire der Frankfurter Oper (2024 erneut zum Opernhaus des Jahres gekürt, was haben wir ein Glück, so einen Diamanten in unserer Stadt zu haben). Ich war auch schon mal drin, im Humperdinck-Stück, mit dem Allerkleinsten unserer Familie, den ich sachte sachte an die Oper heranführen wollte. Kurz vor Ende des 1. Akts jedoch, die zwei singenden-tanzenden Geschwister auf der Bühne haben noch nicht einmal die Knusperhexe gesehen, raunte er mir zu, ob es jetzt bald vorbei wäre, das Ganze, und ob wir nun wieder nach Hause fahren würden. Das ist schade, und das hat weder diese bewusste Oper noch die Inszenierung verdient, die wunderbar ist, und die ich mir vermutlich auch irgendwann noch einmal, ohne kindliche Unterstützung, anschauen werde. Und dann auch, ganz sicher, den 2. Akt. Dieses Jahr gibt es das Opernmärchen lediglich in einer speziellen Kinderaufführung, und vielleicht hätte ich die auch abwarten sollen, bevor ich den Kleinen ins Große Haus locke.
Aber vielleicht gehen wir dieses Jahr auch in die zweite Weihnachtssause, die die Oper Frankfurt auf Lager hat: Die Inszenierung „Die Nacht vor Weihnachten”, eine Oper in vier Akten von Nikolai A. Rimski-Korsakow, auf Basis einer Erzählung von Nikolai W. Gogol. „Perfekte Wahl für die Weihnachtszeit“, schrieben Kritiker dazu, manche nahmen eine besondere „einfühlsame Beseeltheit“ in der Inszenierung (Christof Loy) wahr, und die SZ will sogar erlebt haben, wie Zuschauer am Ende der „herrlichen“ Aufführung geradezu vor Glück „explodierten“. 2022 wurde die Inszenierung zur Aufführung des Jahres gewählt.
Und wer keine Karten mehr bekommt (die Tickets sind schnell weg), kann sich die Oper auch nach Hause holen: Die Oper Frankfurt verkauft über ihre Website den Mitschnitt auf DVD.
Wo: Oper Frankfurt, Willy-Brandt-Platz
Termine dieses Jahr: 6., 12., 14., 19., 23. 25. Dezember
Ho-ho-ho…Lola!
Und wenn wir schon beim Kaufen sind: Dinge zu erwerben wird es auch beim Lola Montez Weihnachtsmarkt geben. Ich habe mir hier vor drei Jahren meine bis heute liebste, handgestrickte Wollmütze gekauft. Sie piekste ein wenig, sie lief beim Waschen ein ganz klein wenig ein, aber nun, etwas enger, etwas weniger kratzelig, sitzt sie perfekt und ist mein Winterliebling. Gibt es noch mehr von ihrer Sorte? Gleiche Machart, gleicher Schnitt? Ruhig ähnlich kratzig am Anfang (wir müssen uns ja alle immer etwas eingrooven, wenn wir neue Bekanntschaften machen)? Ich werde nachschauen, am 14. oder 15. Dezember, denn da findet der Markt erneut statt. Und auch bei den anderen Ständen in den Hallen unter der Honsellbrücke werde ich stöbern: Der Kunstverein Familie Montez verspricht Kunst, Bücher, Textiles, Spielzeug, Keramik, Siebdrucke und vieles mehr…
Wo: Kunstverein Familie Montez, Honsellstraße 7, Frankfurt-Ostend
Wann: 14. und 15. Dezember, 13 bis 19 Uhr
Krippe-Know-how
Und wer schon immer mal wissen wollte, was es eigentlich mit der Weihnachtskrippe so auf sich hat, mit ihrer heutigen Bedeutung in der Adventszeit und ihrer Symbolik, der kann sich am 17. Dezember ein Bild machen: Dann sprechen Bettina Schmitt, Direktorin des Frankfurter Dommuseums und Stefan Scholz, Rektor an der Dompfarrei St. Bartholomäus, in der Reihe „Ding und Transzendenz“ über die Entstehung und den historischen wie heutigen Gebrauch dieses traditionellen Gegenstands.
Wann? Dienstag, 17. Dezember 2024, 19 bis 20 Uhr
Wo? Kirche St. Leonhard , Am Leonhardstor 25 (das ist direkt am Mainufer, Cityseite, 200 Meter westlich vom Eisernen Steg), Eintritt ist frei, aber um Anmeldung wird gebeten: hausamdom-at-bistumlimburg.de
Swinging Christmas
Darf’s ein bisschen jazziger sein? Dann lohnt sich ein Abstecher in den Holzhausenpark. Hier stehen im wunderschönen Holzhausenschlösschen an zwei Abenden klassische und internationale Weihnachtsmelodien auf dem Programm. Gespielt und gesungen vom Jazz-Trompeter Thomas Siffling und seiner Band.
Wann? Mittwoch, 18. und 19. Dezember 2024, 19.30 Uhr
Wo? Holzhausenschlösschen, Justinianstraße 5, Frankfurt am Main
Und richtig beschaulich wird es vor dem Schlösschen an verschiedenen Abenden in der Vorweihnachtszeit: Dann nämlich treten beim „Adventsgebläse“ (Termine: 1. (Eröffnung des Adventskalenders), 5., 11., 12., 18., 19. Dezember, jeweils 19 Uhr) Ensembles der Frankfurter Bläserschule vor das Gebäude und stimmen Advents- und Weihnachtslieder an. Dazu sind einzelne Fenster des Schlosses nach Art eines Adventskalenders erleuchtet.
Und ja, so geht Besinnlichkeit – auch in der Stadt der Hochhäuser, des Bembels, der Banken.
Alle Hinweise, Verweise, Links, Nennungen, Lobeshymnen, Liebesbekundungen in diesem Beitrag sind vielleicht WERBUNG, aber unbezahlt und unbeauftragt.
Keine Garantie für die Richtigkeit der Angaben. Jeder vertippt, verguckt, vertut sich mal. Und: Veranstaltungen können auch immer mal ausfallen, verschoben werden, wir kennen das alle. Bitte immer nochmal selber die Daten checken, bevor Ihr Euch vielleicht auf den Weg macht.
Habt Freude!
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