Ich hab schlecht geschlafen. Vor allem: schlecht geträumt. Gestrichene Flüge kamen in den Träumen vor, außerdem aufgebrachte Chefredakteure, die Artikel einfordern, die ich im wirklichen Leben doch schon längst abgegeben habe (der alte Abitur-Traum, nur remodelled). Und dann hab ich im Traum ’ne Fahrradtour gemacht und musste schlingernd großen Eis- und Schneeflächen ausweichen. Ich weiß nicht. Schöne Bilder zum friedlichen Schlummern sehen anders aus.

Gerädert, matschig in der Birne und übernächtigt schlurfe ich also (nicht mehr im Traum, sondern in echt) über Flughafenflure, schleppe mich durch die Passkontrolle, den Handgepäck-Check. Reisefieber? Aufregung? Nee. Eher ein umnebeltes Neben-mir-stehen.

Im Flieger versuche ich mir vor Augen zu führen: Die große Reise, sie beginnt jetzt! Es geht los! Aber aus meinem Innern antwortet nur ein Gähnen.

Wir heben ab, langsam wird der Flughafen unter mir kleiner. Wir drehen eine Schleife, fliegen über Sachsenhausen, ich sehe den Henninger-Turm, den Main. Da drüben, weit hinten, den Westhafen-Tower. Schließlich das Skelett der entstehenden Europäischen Zentralbank. Mensch, da muss doch auch gleich… wenn ich nur genau gucke, mich anstrenge, dort, dort hinten, mein Viertel, meine Straße, mein Haus? Aber bevor ich noch die Pupillen richtig scharf stellen kann, geschieht etwas Merkwürdiges: Nebel zieht auf, Wolkenmasse, ganz zart nur, zuckerwattengleich, aber schnell. Es ist wie in den Szenen, wenn Filmemacher den Übergang vom Leben in den Tod darstellen wollen. Und sie den weißen Filter über das Bild klemmen. Oder meinetwegen wie die auseinandertreibenden Wolken im berühmten Simpsons-Vorspann, nur eben umgekehrt.

Frankfurt, mein Viertel zumal, wird ausgeblendet. Einfach überweißelt. Abblende, Überleitung in eine neue Szene, ach was, einen neuen Film.

Langsam wird mir bewusst: Was ich jetzt nicht bei mir habe, bleibt in Frankfurt. Was ich jetzt nicht erledigt habe, bleibt eben unerledigt. Was für eine Erleichterung, auf einmal. Glücklich rutsche ich tiefer in meinen Sitz, fühle mich einer Riesenlast entledigt.

Und als im Airline-Radiosystem die guten alten Simon & Garfunkel loslegen, Paul und Art zur grandiosen Bridge des noch grandioseren Songs „The only living boy in New York“ ansetzen, die Gitarren schmettern, die Stimmen surren – da schießen mir die Endorphine ins Hirn und Herz, dass es nur so scheppert und klimpert.

Ich habe keine genaue Ahnung, was die nächsten Wochen bringen werden. Alles was ich weiß, ist, dass ich zunächst ein „Southern Girl now“ sein und mich danach dem „New York Fate of mine“ hingeben werde. Was genau das bedeutet, wo es mich hinführt, weiß ich noch genau so wenig wie Ihr. Aber pssst, Ihr seid im Vorteil: Ihr könnt alles online verfolgen. Ich freu mich wirklich, wenn Ihr mich begleitet.

Und für alle nicht so Reiselustigen unter Euch: An dieser (Romelly-)Stelle hier geht es voraussichtlich gegen Mitte Juni weiter.

Bis dahin, alles Liebe!