Dreiundzwanzig.

Daran scheidet sich heute mein Glück oder Pech.

Dreiundzwanzig.

Es ist so: Früher, da habe ich gepackt und gepackt und gepackt. Und irgendwie hat immer alles gepasst. Gut, am Ende – meist noch am Morgen der Abreise – musste immer noch ein Teil wie wild in den Koffer gequetscht werden. (Bei mir zum Beispiel ist es immer die Haarbürste, klassisch, echt. Alles gepackt, alles unter Dach und Fach. Schnell noch die Haare gefönt und bebürstet und – ach herrje. Die Bürste. Gehört ja auch noch… Ich bin sicher nicht die Einzige, deren Haarbürste regelmäßig gefährlich aus dem Seitenfach ihres Koffers quillt. Die diese bestimmte verräterische Beule der Seitentasche verursacht… Kofferschleppmänner auf dem Flughafen werden da sicher ihre eigene Typologien der Fluggäste entwickelt haben. „Hier Joe, fang, aber Achtung, ist wieder ein Koffer einer Last-Minute-Bürstenlady.“)

Früher war Packen easy. Das war uns natürlich damals gar nicht klar. Haben alle gestöhnt und gemeckert, wie man denn bitte die ganzen wichtigen Sachen in zwei Koffer bekommen soll. Zwei Koffer plus Handgepäck wohlgemerkt. Was waren wir verwöhnt. Aber wir wussten es nicht besser. Wussten nicht, was uns bald drohen würde, unter dem unschuldigen Begriff „Gepäckbestimmungen“.

Dreiundzwanzig Kilo. Soviel darf mein Koffer wiegen. EIN Koffer. Würde ich einen weiteren Koffer aufgeben wollen (ebenfalls Limit: 23 Kilo), verlangen sie 100 US-Dollar. Ich sage: Die haben ja wohl nen Knall.

Mein Deal ist dieser: Auf dem Hinweg nur einen Koffer aufgeben und 100 Dollar sparen. Aber eine dünne, leichte Tasche eng zusammengefaltetgestopft mitnehmen. Für die 100 gesparten Dollar lieber schön outlet-shoppen gehen. Und auf dem Rückweg schließlich die Tasche aufgeben. Klar, dann muss ich zahlen. Aber dann hab ich auch neue Klamotten. „Genau das wollen die doch“, sagt meine schlaue Schwester. „Dass du in deren Land Geld ausgibst.“ Ich glaube nun nicht, dass US Airways einen verschörerischen Special Contract mit dem US-Handelsministerium unterhält. Aber selbst wenn dem so sei, dann haben sie mich eben gekriegt.

Dreiundzwanzig Kilo.

Ich packe vorsichtig. Sehr vorsichtig. Muss dieses Shirt sein? Diese Hose? Brauche ich zwei Jeans? Zwei schwarze Röcke? Ich übe mich in Bescheidenheit und Zurückhaltung. Und stöhne oft auf. „Aber dieses Kleid…! Wie schön könnte man es kombinieren, wie schön könnte man…“ Aber es ist schweineschwer. Und ganz ehrlich: Wie oft würde ich es wirklich anziehen? Und nachher mit der Hand waschen?

Schuhe, ah, lasst uns nicht über Schuhe sprechen. Jeder Absatz ist mein Feind, jede dicke Sohle lacht mir höhnisch ins Gesicht. Dann ruft meine Großmutter aus South Carolina an. Ob ich nicht diese gute deutsche Bodylotion besorgen und mitbringen könnte. „Ruhig die große Flasche.“ Ich hyperventiliere. Könnte es nicht einfach eine Handcreme sein, Omi?

Aber am Ende, ich kann es kaum glauben, scheint mein Plan aufzugehen. Und mir geht es gut dabei. Nicht so viel Kram mitzuschleppen, hat etwas Befreiendes. Man fühlt sich leichter (haha), und man hat ein Gefühl von durchgehaltener Disziplin.

Schließlich der Lackmus-Test: Ich wuchte den Koffer auf die Waage (soll heißen: erst wuchte ich mich auf die Waage, kriege einen Schreck, merke mir die schockierend unschöne Zahl (auch wenn ich sie lieber vergäße), steige ab, nehme den Koffer in die Arme, steige wieder drauf, substrahiere. Aber was sag ich, ihr kennt sicher das System. Großer, bauchiger Koffer, kleine Waage, was soll man machen…) und merke: 300 Gramm unter der Grenze!! Ich bin gut, ich bin gut!

Okay, die Bürste… Aber was, wenn ich die einfach mal ins Handgepäck stecke?

One of the really last things to do, #5:

Weigh and pray.     Erledigt