Ich hätte mir ja schon gewünscht, dass das Journal Frankfurt, mein heißgeschätztes Stadtmagazin, mal einen Blick in die Glaskugel wirft. Sich umhört in der Szene, Programme wälzt – und uns dann erzählt, worauf wir uns im Frankfurt-Jahr 2013 freuen dürfen. So ein richtig großer Ausblick: Wo ist was los, wo müssen wir hin, wo brennt die Hütte? Oder auch: Wo ist es still und lauschig und gerade deshalb schön?

Immerhin: Einen erhellenden Rückblick auf 2012 haben die wunderbaren Journalis zuletzt gebracht und außerdem einen interessanten Ausguck auf Frankfurter, die eine wichtige Rolle spielen werden, schön, schön, das alles. Und. Nun?

Also gut, ächze ich. Werfe ich mal den Rechner an und gucke mich um, ob im Netz schon was zu finden ist. Ob die Veranstalter, Museumskuratoren, Theateraufdenplansetzer schon was ausgetüftelt haben. Bin gespannt. Auf geht die Forschungsreise…

Entdeckung Nr. 1 hängt in – einem Museum. Nun nicht gleich weiterscrollen bitte, wartet doch mal. Das Haus Giersch nämlich bringt ab dem 17. März Bilder aus dem Orient, der „Neuen Welt“ und Europa an die Wände. „Faszination Fremde“ heißt die Ausstellung, im Mittelpunkt stehen Aquarelle, Ölstudien, Fotografien und Bleistiftskizzen von Künstlern, die sich zwischen dem späten 18. und 20. Jahrhundert an fernen Orten tummelten, hier nach exotischen Bildmotiven suchten, wissenschaftliche Expeditionen aufzeichneten oder auch einfach nur mit unbekannten Lichtverhältnissen experimentierten. Find ich spannend. Reiseblog in Öl quasi. Guck ich mir an.

Im Städel gibt es auch wieder interessante Sachen: Im Moment noch Raffael, ab Ende August Rembrandt (Landschaftsradierungen) und ab Oktober dann Dürer. Habe schon die Schwarze Romantik verpasst (könnte jetzt nach Paris reisen, um die Wanderausstellung noch zu erwischen, wie ich auf dem schön gemachten Städel-Blog lesen kann…aber. Naja.), dieses Jahr bleibe ich dran. Man denkt ja immer, ach, geht ewig, da gehe ich nächste Woche rein. Oder nächste Woche. Oder nä…. Not this time!

Dass in der Schirn schon ab nächster Woche (Start: 15. Februar) die große Yoko-Ono-Schau läuft, eine Ausstellung, die einen Großteil ihrer Kunstwerke präsentieren will, und dass (!) sogar (!) die Künstlerin herself (!) am 13. Februar für eine Performance anreist, das geistert schon durch alle Medien. Die Karten für ihre Perfomance daher: ausverkauft. Die Ausstellung selbst: wahrscheinlich proppevoll. Ich freue mich lieber auf „Letzte Bilder“, die (zum Teil parallele) Folgeschau in der Schirn. Hier werden Werke ausgestellt, die in der letzten Schaffensphase verschiedener Künstler entstanden sind, Manet ist ebenso dabei wie Georgia O’Keeffe. Das find ich mal spannend.

 

Veni, Vidi – Verdi!

So, hier, Verdi-Jahr 2013. Schon gehört? Soundsovielster Geburtstag oder soundsovielster Todestag, irgendwas rundet sich 2013. Schnell geguckt, aha, 200 Jahre wäre er dieses Jahr geworden, der italienische Opernkomponist. Das schreit ja direkt nach Otello in der Oper, hm? Ach, und was lese ich hier:

„50 Minuten vor Beginn der Vorstellung findet zusätzlich zum deutschen Einführungsvortrag einer in türkischer Sprache im Holzfoyer statt.“

In türkischer Sprache! Das nenne ich mal innovativ! Der Otello-Darsteller, Lance Ryan, übrigens muss ein dicker Fang sein: Der Kanadier sei einer der meistgefragten Heldentenöre weltweit und, so bewirbt ihn die Oper Frankfurt, er spielte und sang bereits an der Met in New York. Bald wird er auch mit Daniel Barenboim und Sir Simon Rattle zusammenarbeiten, an der Scala ebenso singen wie an der Berliner Staatsoper. Aber im Moment, im Moment haben WIR ihn und sollten ihn uns anhören. Nix wie hin!

Oahh, und hey, in diesem Jahr will ich auch unbedingt mal in den Daschsalon der fantastischen Annette!! Mann, was hab ich mich geärgert, als der vergangene (der erste in Frankfurt!) Termin so ratz-fatz ausverkauft war und ich – hechel-hechel, kein Ticket mehr abbekommen habe. Oh, und wie ich gerade feststelle, wird es auch diesmal wieder schwierig. Am 21.4., wenn die Opernsängerin erneut ihr Kammermusik-TV-Talk-Show-Unterhaltungswunderdings in der Alten Oper abfeiert, bin.ich.nicht.da. Annette, Annette, irgendwie wird das nix mit uns. Ich bleibe dran. Vielleicht gibt es ja noch einen weiteren Termin dieses Jahr?

Was ich aber garantiert nicht verpassen werde, ist die diesjährige Sommer-Poetikvorlesung. Zweimal im Jahr ist an der Frankfurter Uni ein Schriftsteller zu Gast und referiert über das Schreiben, seine Vorstellung von Sprache, seine Arbeit. Im letzten Sommer war es Alexander Kluge, der so Sachen sagte wie: Schreiben habe etwas mit Konzentration, mit Geduld und mit Sitzfleisch zu tun. Er selbst lasse „Sprache geschehen, die Worte wissen viel besser, wo sie hingehören“ und: „Grammatik kann Poetik nicht aufhalten“.

Und nun, in diesem Sommer, tartarataaa: die wunderbare Juli Zeh! Juristin und Autorin von Büchern wie „Nullzeit“ (2012), Corpus Delicti (2009) und „Schilf“ (2007). In der offiziellen Ankündigung zur neuen Vorlesungsreihe wird Zeh zitiert: Poetik sei etwas für „Quacksalber, Schwächlinge, Oberlehrer, Zivilversager und andere Scharlatane“. Schreiben lebe von der „Poetikfeindlichkeit“, sei nämlich ein „verschriftlichtes Selbstgespräch“. „Poetik klingt immer so, als wüsste der Autor, was er da tut – dabei weiß er bestenfalls, was er getan hat.“  Klingt vielversprechend, oder? Und was sich hinter „Treideln“, dem Titel ihrer Vorlesung verbirgt, wird sie sicher auch klären. Ab dem 11. Juni, einmal wöchentlich, fünf Wochen lang, in der Frankfurter Uni. Ich freue mich tierisch drauf.

So, alles ein bisschen bildungsbürgerlich geraten hier, was? Oper, Museen, Literatur. Naja, ich werde auch noch die Clubs durchforsten, aber die legen die Termine ja etwas kurzfristiger fest. Ebenso die Festivalplaner. Beispiel Stalburg-Open-Air: Das Programm zum Stoffel, dem wunderschönen, entspannten Festival im Günthersburgpark, ist noch nicht online (ich glaube, da sind fleißige Bienchen gerade ganz eifrig am Organisieren und Konzipieren), wohl aber der Termin zum Vormerken: 12. Juli bis 11. August 2013. Ach, und: Stoffelchen feiert nen hübschen runden Geburtstag, zehn wirds! Und, auch das lese ich: Noch werden unter Hochdruck Sponsoren für die Jubiläumsausgabe gesucht. Firmen, gebt Euch nen Ruck, hopp, hopp!

Ach, und die Titelgeschichte im aktuellen Journal Frankfurt übrigens, auch wenn sie keinen Ausblick auf 2013 bietet, zeigt netterweise Frankfurter, die darüber sprechen, warum sie sich in unserer Stadt so wohl fühlen. Und, ganz ehrlich: Das wärmt mir mein Herz fast noch mehr als ein Blick in die Glaskugel.