…und meine Freundin Fresi sagt: „Komm, Rome, wir machen noch irgend etwas Weihnachtliches, so kurz vor Schluss.“

Genau, sach ich. Weihnachtlich. Gehen wir doch ins Bahnhofsviertel.

Schlendern wir doch vorbei an Dönerbuden und Asialäden, an Barbershops, an Rotlichtgeplinker und -geflirre, am Netto-Marken-Discount und am Nizza-Hotel — und huschen rein in einen Hinterhof. Wo es uns schon fein entgegen leuchtet: Das Basis Atelierhaus hat seine Türchen geöffnet, für uns, für Schaulustige, für Kaufwillige. Wo sonst gewerkelt wird, gezeichnet, gedruckt und entworfen, stellen heute die Künstler und Designer ihre Arbeiten aus. „Freitags im Advent“ nennen die Ateliersmacher ihre Designschau, es gibt Plätzchen, Glühwein und Bier, lauschige Musik, nette Gespräche – und so manche Entdeckung.

Wir treffen zum Beispiel Shau Chung Shin, die durch Frankfurts Straßen zieht, markante Ladenschilder abfotografiert und die Bilder zu Collagen zusammenstellt.

Die Münchner Straße im Bahnhofsviertel hatte die Designerin schon im Visier und vor der Linse, ebenso die „Berger“ und die „Zeil“. „Je kürzer die Straße, desto einfacher“, sagt die gebürtige Frankfurterin mit chinesischen Wurzeln. Ihre „Zeil“-Collage hat bereits das Frankfurter Tourismus- und Kongressbüro für seine Öffentlichkeitsarbeit genutzt, weitere Auftraggeber könnten bald folgen. Noch hat Shau Chung längst nicht alle signifikanten Straßen Frankfurts durch. „Die Leipziger fehlt mir zum Beispiel noch. Da würde ich gern das Studentische einfangen.“

Ein Stockwerk darüber ziehen Fresi und ich von einem kerzenerleuchteten Zimmerchen zum nächsten, knabbern Anis-Plätzchen, bestaunen die Ringe von Alexandra Baum, kaufen eine schlicht-schöne und schlaue Photobox bei Christine Ramme und – ein paar Stübchen weiter – eine bezaubernde Frankfurt-Postkarte bei der Illustratorin Amelie Persson.

Auf dem Rückweg linsen wir unten noch einmal in den vorderen Ausstellungsraum hinein. Hier hat EMC Collard ein paar ihrer Bilder aufgehängt. Und vor einem bleiben wir besonders lange stehen:

„Das würde ich mir ohne zu zögern ins Wohnzimmer hängen“, schwärmt Fresi, „es ist so luftig und freudig.“ „Genau“, seufze ich, „fast schon frühlingshaft.“

Frühlingshaft. Hach. Und: ooops. Falsche Jahreszeit doch eigentlich, falsches Sehnsuchtsgefühl. „Noch ’n paar Anisplätzchen?“, fragt Fresi. „Ne“, sag ich. Darf dann jetzt ruhig die Dönerbude sein.

 

Mehr über die Künstler des Atelierhauses gibt’s hier zu lesen: http://studios.basis-frankfurt.de

Zwei unserer Favoriten: die Photobox von Christine Ramme –   und die charmanten Zeichnungen (und das niedlichste Atelier im ganzen Haus) von Amelie Persson – http://ameliepersson.com/